Erwartungen und Erinnerungen - Ästhetik pur in der Klostermühle
  
16.03.2013
D 27305 Bruchhausen-Vilsen
Ausstellung

Eröffnungsrede von Gert Schröder, Vorsitzendem des Kunstvereins ART-Projekt:

Symbolhafte und abstrakte Bilder präsentiert der Bremer Künstler Andreas Horn, Mitglied des Kunstvereins ART-Projekt, hier in unserer neuen Ausstellung.

Erwartungen und Erinnerungen ist der Ausstellungstitel. Es könnte auch heißen Visionen und Erlebtes oder anders herum: Vergangenheit und Zukunft.

Der sehr individuelle Duktus seiner Arbeiten aus der aktuellen Werksserie „Innere Strukturen“, die hier im Hauptraum präsentiert werden, ist beeindruckend. Andreas Horn entwickelt und malt seine Bilder auf Basis von Acryl, Gouache oder auch Lackfarben. Über diese Grundmotive, in denen er Gefühle, Erfahrungen, Erlebnisse und Erinnerungen reflektiert, legt er ein feines, unorthodoxes Netz in schwarzer oder auch weißer Farbe.

Diese Farblinien erinnern in ihrer Technik ein wenig an Jackson Pollock, der im Rahmen seiner „Action Painting“ Bilder gestaltetet hat, die ganz auf Basis fließender Farbe entstanden sind. Andreas Horn arbeitet viel filigraner und, wie wir den Objektschildern entnehmen können, er gießt diese feinen Linien nicht; er benutz ein Lack-Aerosol.

Die feinen Farbnetze überlagern die zuvor gemalten Bildmotive. Man ist geneigt einmal zu versuchen, die Linien aufzurollen, wie Theseus es mit Hilfe des magischen Wollknäuels der Ariadne im Labyrinth zu Knossos tat. Wenn man genauer hinschaut, dann erkennt man: Es sind aber keine endlosen Linien, die sich, wenn auch nur theoretisch, aufrollen lassen um die darunter gemalten Motive freizulegen. Sie enden am Bildrand oder irgendwo anders auf dem Bild. Diese Farblinien, die als erhabene Ebene über der Bildfläche liegen, geben den Werken eine gewisse plastische Wirkung. Andreas Horn hat mit diesen Bildern einen ganz eigenen, individuellen Stil geschaffen.

Der Betrachter dieser Bilder wird fast automatisch aufgefordert sich intensiv mit jeder einzelnen Arbeit auseinander zu setzen und diese dann auf sich einwirken zu lassen. In gewisser Weise entzieht Andreas Horn dem Betrachter mit diesem das gesamte Bild überdeckenden Farbgeflecht den Blick auf sein Gefühlsleben, welches seinen Motiven zugrunde liegt.

Das kreative Potential von Andreas Horn reduziert sich nicht nur auf seine Maltechnik, die wie in dieser Bildserie „Innere Strukturen“, zumindest in der Endphase bei der Erstellung des Farbnetzes dem Künstler höchste Konzentration und spontane Entscheidungen abverlangen, nein – auch die Titulierungen seiner Werke haben den Anflug von lyrischer Qualität.

Ein paar Beispiele: Affe sucht Liebe, Königliches Toastbrot, Im Biotop der Sanftmütigkeit, Tsunami der Phantasie, Melodie des Lebens mit leisen Untertönen oder ein kleines Nachtgebet. Das alles und viele mehr reizen den Betrachter sich in die Gedanken des Künstlers bei dem Betrachten der Bilder hineinzuversetzen.

Ich habe mich bei der Beschreibung der Gestaltungstechnik auf die Bilder hier im Hauptraum konzentriert. Sie haben auf den ersten Blick eine etwas uniforme Anmutung. Sieht man sich die Bilder genauer an, dann gewinnen sie an individueller Aussagekraft. Das KÖNIGLICHE TOASTBROT, in Rot und Gelbtönen gehalten, strahlt eine gewisse Ruhe aus.

Ganz anders das Bild ÜBER DIE DYNAMIK DER NEUEN ZEIT. Explosionsartige Bewegung wird hier durch das feine weiße Netz festgehalten.

Die von mir beschriebenen Arbeiten sind aus einer, wenn auch aktuelle Gestaltungsepoche von Andreas Horn. Davor, eventuell auch zwischendurch, hat er seine Bilder mit ganz anderen Techniken erstellt. Das sehen Sie, meine Damen und Herren, in den beiden kleineren Räumen dieser Galerie. Von Digital-Art bis hin zu Mixed-Media, also z.B. eine Überarbeitung und digitaleVerfremdung eines gemalten Bildes, erwartet Sie dort eine Vielzahl sehr unterschiedlicher aber außerordentlich spannender Arbeiten von Andreas Horn.

Die Ausstellung - Andreas Horn- ERWARTUNGEN UND ERINNERUNGEN – ist noch bis zum 28. Mai hier in der Galerie zu sehen. Danach werden Bilder und Skulpturen junger Künstlerinnen und Künstler hier Einzug halten. Es werden die 35 besten Arbeiten des Jugendkunstpreises sein. Der Jugendkunstpreis im Landkreis Diepholz wurde von uns, als Kunstverein ART-Projekt zusammen mit dem Kultur und Kunstverein – Bruchhausen-Vilsen – ausgeschrieben und organisiert. Bei der Vernissage am 1. Juni wird der Landrat Cord Bockhop die drei von einer fachkundigen Jury ausgewählten Arbeiten vorstellen und mit ansehnlichen Geldpreisen auszeichnen.

www.kunstverein-art-projekt.de

Es gilt das gesprochene Wort.